Leukämien: Die akute myeloische Leukämie (AML)

Was ist eine AML?

Bei einer akuten myeloischen Leukämie (AML) kommt es zu einer Veränderung des Erbguts in den Vorstufen sogenannter myeloischer Zellen im Knochenmark, aus denen unter anderem Vorstufen der weissen Blutzellen entstehen. In der Folge kommt es zu einer unkontrollierten Teilung und schnellen Vermehrung unreifer, nicht funktionsfähiger weisser Blutzellen im Knochenmark. Letztendlich kommt es zu einer starken Beeinträchtigung der gesamten Blutbildung durch die Verdrängung gesunder Zellen. Dies bedingt eine entsprechende Symptomatik: Das Fehlen roter Blutkörperchen verursacht Atemnot, Abgeschlagenheit und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Der Mangel an funktionstüchtigen weissen Blutzellen beeinträchtigt die Immunabwehr und es kommt gehäuft zu Infekten und Entzündungen. Zudem können sich die entarteten, funktionslosen Zellen über das Blut und das lymphatische System im Körper ausbreiten und zum Beispiel an den Organen Schäden verursachen.

Bei einer AML-Diagnose muss schnell gehandelt werden, denn unbehandelt kann ein Mensch die Erkrankung nur wenige Wochen oder Monate überleben. Die Symptome verschlimmern sich oftmals innerhalb weniger Tage.


AML in der Schweiz

Wie die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) betrifft auch die AML überwiegend ältere Menschen: Zum Zeitpunkt der Diagnose beträgt das durchschnittliche Alter 72 Jahre. Pro 100‘000 Einwohnern treten pro Jahr etwa 3,7 Fälle dieser Leukämieform auf. Die Gründe für die im Erbgut der myeloischen Vorläuferzellen auftretenden Veränderungen sind noch nicht hinlänglich bekannt. Es steht aber fest, dass es sich nicht um eine Erbkrankheit handelt, sondern die genetischen Veränderungen im Laufe des Lebens entstehen. Hinzu kommen gewisse Risikofaktoren, die die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöhen: Dazu zählen rauchen, Kontakt mit bestimmten Chemikalien und ionisierende Strahlung.


Diagnose und Therapie der AML

Liegt der Verdacht für eine AML-Erkrankung vor, wird zunächst ein Blutbild erstellt. Finden sich hier Hinweise auf eine AML (viele unreife Zellen im Blut), erfolgt die Entnahme und genaue Analyse einer Knochenmarkprobe.

Der Verlauf der Erkrankung und auch die Wirksamkeit von AML-Therapien wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Neben dem Alter der erkrankten Person und ihrem körperlichen Zustand sowie bereits bestehenden Erkrankungen spielen genetische Veränderungen eine grosse Rolle. Auf Basis der entnommenen Knochenmarkprobe werden die erkrankten Zellen im Labor daher in Hinblick auf ihre äusseren Merkmale (Morphologie) sowie mögliche genetische Auffälligkeiten analysiert. So wird vor Therapiebeginn ein genaues Bild der vorliegenden AML-Unterform gezeichnet.

Während sich die Behandlungsmöglichkeiten für jüngere, fitte AML-Patienten durch intensive Chemotherapien und Stammzelltransplantationen schon seit längerem verbessert hatten, waren die Behandlungsoptionen für ältere oder gebrechliche Menschen mit AML lange Zeit sehr begrenzt. Nach jahrzehntelangem Stillstand stehen nun aber auch hier moderne Kombinationstherapien zur Verfügung, die die Krankheit besser kontrollieren als die bisher für diese Patientengruppe eingesetzte niedrig dosierte Chemotherapie.